Mehr­sprachige WordCamp-Website

Eine mehrsprachige Website ohne Plugin. Geht das überhaupt?

Neben unserer täglichen Arbeit an WordPress- und API-Projekten ist es uns wichtig, zum Open-Source-System und zur Open-Source-Community beizutragen. Da WordPress so vielen Nutzer:innen und Kund:innen dabei hilft, grossartige Websites zu erstellen und zu verwalten, möchten wir unser Fachwissen mit der Community teilen.

Wir arbeiten seit vielen Jahren mit WordPress und entwickeln Websites mit dem Block-Editor, seit dieser Ende 2018 erstmals veröffentlicht wurde. Die Tausenden Stunden Erfahrung mit dem Block-Editor und komponentenbasierten Websites haben uns den Einstieg in den Full-Site-Editor, der letztes Jahr veröffentlicht wurde, leicht gemacht.

Einer meiner Beiträge zur Community ist meine Tätigkeit als Speaker und Mitorganisator der Schweizer WordCamps. (WordCamps sind kostengünstige Konferenzen rund um WordPress, die von Freiwilligen organisiert und durch Sponsoren unterstützt werden.) Als wir Organisator:innen begannen, die nächste Ausgabe des WordCamp Schweiz zu planen, kamen wir zu dem Entschluss, dass wir eine mehrsprachige Website umsetzen wollten.

Für unsere eigenen Kund:innen ist das längst Routine. Viele von ihnen veröffentlichen Inhalte in mehreren Sprachen, und wir sind es gewohnt, mit dem Plugin Polylang Pro zu arbeiten. Eigene Plugins entwickeln wir gezielt für spezielle Funktionen, setzen aber auch ausgewählte Erweiterungen von vertrauenswürdigen Drittanbietern ein – sofern es sinnvoll ist. Polylang Pro hat sich in den letzten Jahren als effizientere und einfachere Alternative zu anderen Mehrsprachigkeits-Plugins bewährt.

Unsere eigenen Entwicklungen sind für eine effiziente Übersetzung bereit, die unsere Kunden selber pflegen können. Dank dem Einsatz von Polylang Pro sind alle Aspekte und Inhalte der gesamten Website redaktionell übersetzbar in beliebig viele Sprachen. Bei WordCamp ist es aber anders.

Aufgrund des langjährigen Einsatzes für Hunderte WordCamps — in 2022 waren es trotz Nachwirkungen der Pandemie schon mehr als zwanzig Konferenzen weltweit — dürfen keine Plugins in den Installation eingesetzt werden. Alle WordCamp-Websites — zurzeit etwas mehr als 1’100 — laufen in einer einzelnen WordPress-Multisite-Installation und entsprechend kommen nur Plugins zum Einsatz, die durch alle Websites eingesetzt werden.

Designvorlage für WordCamp Switzerland 2023

Wie sind wir ohne Mehrsprachigkeits-Plugin vorgegangen? Ich habe mir bewusst Zeit genommen, ein Design auf Basis des klassischen Block-Editors zu entwickeln – komplett ohne eigenes CSS und ganz ohne eigenes JavaScript. Farben, Typografie und Abstände lassen sich im Site-Editor ohne eine einzige Zeile Code verwalten. So drehte sich alles im Wesentlichen nur um die Umsetzung der Mehrsprachigkeit.

Plugins machen vieles einfacher. Aber da wir in diesem Fall bewusst auf ein Plugin verzichtet haben, musste ich den mehrsprachigen Aufbau redaktionell lösen. Zuerst habe ich die Inhalte auf Englisch erstellt und strukturiert, anschliessend mit Unterstützung einiger Kolleg:innen ins Deutsche und Französische übersetzt.

Die Navigation am Seitenanfang wurde pro Sprache mit dem Navigation-Block erstellt und anschliessend in wiederverwendbare Blöcke umgewandelt, damit sie sich bequem auf mehreren Seiten einbinden lässt. Genauso bin ich beim Footer vorgegangen.

Der letzte Schritt bestand darin, die Sprachversionen manuell miteinander zu verlinken. Was Polylang normalerweise automatisch übernimmt, musste hier mit dem ganz normalen Link-Editor erfolgen – simpel, aber zuverlässig.

WordPress› gewöhnlicher Link-Editor

Trotz der grossen Flexibilität des Site Editors konnte ich an einer Stelle keine manuelle Lösung für die Mehrsprachigkeit finden: Die Beitragsarten für einzelne Inhalte – News, Organisatorinnen und Organisatoren, Sponsoren – lassen sich aufgrund des Veröffentlichungsprinzips leider nicht händisch übersetzen. Deshalb haben wir beschlossen, diese Beiträge eher kurz zu halten und – zum Beispiel bei den News – je einen Textabschnitt pro Sprache im selben Beitrag zu veröffentlichen.

Fazit

Plugins – ob eigens für Kund:innen entwickelt oder nicht – können der Redaktion viel Zeit sparen. Daher ist ihr Einsatz auch für die eigene Website empfehlenswert. Wer jedoch über Erfahrung und ausreichend Zeit verfügt, sich mit dem Block Editor und dem Site Editor vertraut zu machen, findet mitunter auch manuelle Lösungswege.

Eine detaillierte Beschreibung meines Vorgehens findest du auf Englisch in meinem persönlichen Blog.

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