Vor 15 bis 20 Jahren war ich Mitentwickler eines crossmedialen Zeitungssystems für einen regionalen Verlag. Ziel war es, die Leserschaft von browserbasierten Beiträgen zu überzeugen. Damals zeigten sich viele Leser:innen beeindruckt, und die Nutzung der Online-Website nahm stetig zu. Kaum jemand wollte eine PDF-Version der Zeitung – wenn überhaupt, dann lieber eine gedruckte Ausgabe.
Heute ist das anders: Der Verlag bietet der Leserschaft neben der Website nur noch eine sogenannte «eTageszeitung» an – eine Printversion gibt es nicht mehr. Die PDF-Version scheint beliebt zu sein, da sie seit einigen Jahren durchgehend angeboten wird. Mich würde jedoch interessieren, wie intensiv das ePaper tatsächlich genutzt wird – im Vergleich zur restlichen Website. Ich vermute, es handelt sich eher um eine Übergangslösung, bis sich die Leserschaft an moderne Konsumgewohnheiten gewöhnt hat – auch wenn diese Übergangsphase mehrere Jahre dauern wird.
Medienmitteilungen: PDF oder online?
Vor 10 bis 15 Jahren habe ich als Teil eines internationalen Marketing-/PR-Teams versucht, Kunden von Online-Medienmitteilungen zu überzeugen – anstelle von per E-Mail versandten PDFs. Unsere Kund:innen liessen trotz höherer Kosten lieber PDFs gestalten, obwohl daraus redaktionsseitig kein Print-Produkt entstand. Eine digitale Aufbereitung der Inhalte – weder als HTML-E-Mail noch als Online-Beitrag – wurde von den Medienverantwortlichen nur selten akzeptiert. Wir hörten oft, es gebe keinen Grund, die bestehenden Prozesse zu optimieren. Erst mit dem Aufkommen des iPhones begannen viele Redaktionen, sich intensiver mit der Auslieferung von Medienmitteilungen auseinanderzusetzen.
PDFs automatisch generieren
In den letzten Jahren habe ich bei mehreren Projekten eine Lösung zur automatischen Generierung von PDFs implementiert. Besucher können Artikel im Browser lesen, aber auch optional als PDF herunterladen. Ich vermute, dass diese PDFs meist als Archivkopien in Aktenordnern abgelegt werden. Diese Einschätzung wurde mir auch von einem Kunden – einem bekannten Verlag – bestätigt: Der Mehraufwand für eine manuelle PDF-Produktion wird trotzdem oft bewusst in Kauf genommen, um eine sehr traditionelle Leserschaft zufriedenzustellen.
Als Webprofi könnte man annehmen, dass Leser sich über den Zwang zu einem bestimmten Gerät aufregen müssten – etwa, weil ein PDF auf dem Handy nur schwer zu lesen ist. Doch dem ist nicht so: es zeigt sich, dass einige Leser das einfach hinnehmen und als normal empfinden. Vor allen dann, wenn die Leserschaft weniger affin ist und die moderneren Alternative noch nicht kennt.
Fazit
In klassischen Redaktionen scheut man sich oft vor allem, was man nicht schon kennt. Die Herausforderung liegt bei jenen, die an jahrelang etablierte Prozesse gebunden sind und diese nicht umstellen wollen – oder können. Kostengünstigere und technisch einfachere Ansätze werden eher von jüngeren Unternehmen und Verlagen akzeptiert – oder von solchen, deren Leserschaft aus Digital Natives besteht. Es gibt also keine einmalige Lösung, die man für jedes Projekt einsetzen kann.
Die Technik
Aus technischer Sicht konnte ich durch den Einsatz von Puppeteer und Chrome auf einem Node-Server sicherstellen, dass die Layouts optisch ansprechend umgesetzt werden. Die Dokumente werden in WordPress mit Inhaltsblöcke und modernem CSS – unter anderem CSS Grid – gestaltet und aufbereitet. Der Node-Server übernimmt anschliessend die Vergabe eines Wasserzeichens sowie die Generierung der PDF-Datei.